SE BUMMTSCHACKS

"HALLDEIMAUL"



Die Mischehe von Comedy und Rock hat in Deutschland nicht unbedingt eine große Tradition, aber schon einige bemerkenswerte Sternstunden hervorgebracht. Man denke nur an Floh de Cologne, Schröder Roadshow oder Sankt Pank. Mit dem Comedy-Rock-Quartett Se Bummtschacks taucht nun ein wahrer Komet am Firmament auf, der rund um seine Heimatstadt Mainz längst ein Strahlen auf die Gesichter der stetig wachsenden Fangemeinde zaubert. Nun blasen die vier Mainzer Lokalmatadoren zum Angriff auf die ganze Nation. Die Chancen stehen gut. Comedy ist gefragter den je und die Zwerchfellmuskeltiere können herzerfrischend dilettantisch sein, leben von ihrem spontanen Humor, keine Verkleidung ist ihnen zu peinlich, keine musikalische Parodie zu dreist und vor allem - sie rocken wie Hölle. Kurzum: Se Bummtschacks sind das Schlechte-Laune-Therapeutikum par excellence.

"HALLDEIMAUL" ist der Schlachtruf, den die Bummtschacks-Fans als Antwort auf das rockzirkusverhöhnende "Seid ihr gut drauf?" der Band skandieren. Ein beliebter Ritus, in dem auch die tiefe Sympathie zum Ausdruck kommt, die das Publikum den Bummtschacks entgegenbringt. Jeder Schabernack ist erlaubt, Schadenfreude durchaus erwünscht. "HALLDEIMAUL" heißt denn auch das Album der Mainzer Muntermacher, mit dem die vier schlagfertigen Jungens demonstrieren, dass sie wahrlich nicht aufs Maul gefallen sind und sich bei ihren Rundumschlägen auch selbst nicht schonen. "Man muss über sich selbst lachen können", sagt ihr verbaler Rädelsführer Sven Hieronymus, der sich nicht scheut, die abwegigsten Perücken zur Schau zu tragen oder seinen doch recht umfangreichen Körper in einen Badeanzug zu zwängen, dass er aussieht wie "Wurst in Pelle". Der Frontmann, eigentlich gelernter Schlagzeuger, ist das Aushängeschild und der Mittelpunkt der Band. Gemeinsam mit Frank Wallmüller (Gitarre), Christoph Steigner (Bass) und Jens Illmann (Schlagzeug) treibt er nun schon seit einigen Jahren sein Unwesen in und um Rheinland-Pfalz. Se Bummtschacks persiflieren mit allem Übermut zur Unflätigkeit Gott und die Welt.

Ihre besten Witze greifen sich die Bummtschacks aus ganz alltäglichen Situationen, die dann bei gemeinsamen Grillabenden weiter ausgesponnen werden. Und was die vier leidenschaftlichen Vollblutmusiker und Possenreisser für ihr erstes landesweit veröffentlichtes Album ausgeheckt haben, ist schon großartig. Rund um das gute Dutzend selbstkomponierter Lieder haben die Bummtschacks eine Radioshow konzipiert, respektive eine haltlos komische Parodie einer solchen. Wortspielreiche Nachrichten ("Dunkelheit nach Einbruch festgenommen"), ein abstruses Radioquiz, Werbejingles als verbale Jongliernummern und etliche Sketche, die gelegentlich an Insterburg & Co. Erinnern, bilden ein aberwitziges Rahmenprogramm, das allein durch Figuren wie Dr. Spangenberg und Müller, Synonyme für ein reaktionäres Arschloch und einen typischen Duckmäuser, die schmale Gratwanderung zwischen anarchischer Satire und blankem Nonsens unterstreicht.

Musikalisch kämpfen die Bummtschacks ebenso gekonnt an den unterschiedlichsten Fronten. Da kriegt jeder sein Fett weg. Die Single "Schunkel Schong" ist die gnadenlose Abrechnung mit dem Karneval (O-Ton Sven: "Es gibt nichts unlustigeres als den Mainzer Karneval. Da hört dann wirklich der Spaß auf."). Indes, die Mischung aus Marschmusik, Discobeats und rüden Raps ist ein gewagter stilistischer Dreisprung, der zur anstehenden närrischen Saison manche Kneipenboxen und Kofferradios heimsuchen dürfte. "Dummdidumm" und "Liebeslied" sind Fun-Punk, den manche Ärzte vor allem jungen Heranwachsenden verschreiben - und deren Songtexte das Dilemma zwischen Krampf und Kampf der Geschlechter offenbaren. Wenn die Bummtschacks musikalisch richtig Gas geben, dann outen sie sich als wahre AC/DC-Fans. "Schon als Kinner scheisse" ist zündender Rockstoff. Das hört man, dass das von ganzem Herzen kommt. Nichtsdestotrotz: Sie können auch anders. "Yo Vadder" zieht die Jammerhaltung mancher HipHop-Jünglinge durch den Kakao, "Espania" nimmt das Klientel, das in den Urlaubsbombern Richtung Ballermann aufbricht, gehörig aufs Korn, "Gay nicht ford" steigt hinab in den Hades des Schlagers. Freispiel für den Freistil. Die Bummtschacks sprengen alle Ketten.

Ob sie nun auf der Reise ins "Alditeuerland" Pur parodieren und ein Hohelied auf die Dumping-Preis-Könige anstimmen, denn schließlich lautet ihr Credo: "Aldi ist Kult! Aldi ist Rock'n'Roll!" - oder samt Quetschkommode mit "Meenzer" eine Rock'n'Roll-Polka aufs Parkett legen, der Spaß steht im Vordergrund. Selbst wenn sie als Gebrüder Grins mal im Wunderland der Märchen lustwandeln und mit "Scheeschnittche" eine groteske und disneyuntaugliche Variante abliefern, sie tummeln sich offensichtlich immer in ihrem Element. Und sie sind mehr als nur die "Mainzer Antwort auf Badesalz", wie dies eine große Lokalzeitung ihrer Heimatstadt schrieb, sie sind auf dem besten Wege die deutschen Monty Python zu werden. Garantiert frei von Botschaften bieten Se Bummtschacks bestes Bodybuilding für die Lachmuskeln.